Pionier und Firmengründer Sighart Klauß teilt seine Erfahrungen

Wenn wir mit einer Krise, wie der Gegenwärtigen, konfrontiert sind, ist es wichtig, die Vergangenheit zu betrachten, damit Maßnahmen, die uns ehemals geholfen haben, schwierige Momente zu überwinden, als Inspiration dienen. Diese Maßnahmen können auch in der heutigen Zeit genutzt werden und gleichzeitig ist es wichtig einmal gemachte Fehler zu vermeiden.

Unser Firmengründer, Sighart Klauß, wollte anlässlich seines 80. Geburtstages seine umfangreichen und interessanten Erfahrungen als Pionier mit uns teilen. Er entwickelte außergewöhnliche Lösungen und mit diesen begann eine Erfolgsgeschichte, die bis heute andauert. Manuela Maurer, Leitung Marketing Communications, hat ihn in seinem derzeitigen Ruhestand interviewt.

Die Vision „Geht’s nicht einfacher, schneller, besser oder anders?“ führte zu außergewöhnlichen Lösungen und einer bis heute andauernden Erfolgsgeschichte. Das Einbinden der Mitarbeiter mit ihren Ideen, Initiativen und Qualifikationen bis hin zur Übertragung unternehmerischer Verantwortung zeichneten das Wirken von Sighart Klauß aus.

Firmengründung und Vision

Als Sie Sikla 1967 mit 27 Jahren gegründet haben, gab es noch kein eigenständiges Produktprogramm bzw. keine Befestigungslösungen wie wir sie heute kennen. Was hat Sie dazu bewogen, Unternehmer zu werden?

Sighart Klauß: Mit einer Vision habe ich das Unternehmen nicht gegründet. Die kam einige Jahre später. Ich bin mitten im zweiten Weltkrieg zur Welt gekommen und das war im Vergleich zu heute eine wirklich arme und unsichere Zeit. Im Alter von 14 Jahren habe ich in Stuttgart eine kaufmännische Lehre absolviert. Mein Ziel war es von Anfang an unabhängig und selbstständig zu werden.
Als ich 20 Jahre alt war, haben meine Frau und ich eine Familie gegründet und bis 1966 wurden uns vier Kinder geschenkt. Die Entscheidung für ein eigenes Unternehmen ergab sich, als ich die Vertriebsrechte für eine
einfache Rohrbefestigung bekommen habe. Ich habe Mitarbeiter für den Verkauf eingestellt, meine Frau und
Nachbarn haben den Versand organisiert. Rasch folgten weitere Einstellungen für die Verwaltung. Neue Handelsprodukte kamen laufend hinzu.
Die erste Auslandsfirma wurde bereits 1968 in Österreich eröffnet. Die Existenzgründung war also geglückt. Deutschland, ja ganz Europa versuchte mit allem Einsatz, die Lebensverhältnisse ständig zu verbessern. Und wir waren mit dabei.

Sighart und Magdalena KlaußMagdalena und Sighart Klauß

Vom Bekannten abschauen und auf Neues übertragen.

Sikla hat in den 90er Jahren das erste Schnellmontagesystem Pressix erfunden. Dazu gibt es eine schöne Geschichte, in der Toilettenpapier im wahrsten Sinne des Wortes eine bahnbrechende Rolle gespielt hat.

Sighart Klauß: Eine Rohrbefestigung besteht aus mehreren Einzelteilen und an der Decke – womöglich auf einer Leiter stehend – zu arbeiten, ist mühsam: Einzelteile fallen runter, von der Leiter absteigen, Teile suchen und wieder hinaufsteigen.

Wir haben dieses Verarbeitungsproblem aufgenommen und mit Pressix gelöst. Der Gewindestift musste jedoch auf Maß abgeschnitten und danach das Gewinde angefast werden. Darüber habe ich mit meiner Frau auf einer Autofahrt nach Österreich gesprochen. Sie kommentierte das Problem so: Eine Lösung wäre wie beim Klopapier, an der Sollbruchstelle abreißen und fertig. Aha, Sollbruchstelle! Bei nächster Gelegenheit sprach ich mit unserer Technik.

Das Ergebnis war der Gewindestab mit Nut, der sogenannte Sikla Nutstift, der eine wesentliche Arbeitserleichterung darstellt. Wie heißt es so schön: Vom Bekannten abschauen und auf Neues übertragen.

Blockset PBS CC 41

Sikla Nutstift als Teil des Blockset
PBS CC 41

Menschen machen den Erfolg aus

Damals wie heute sind es die Menschen, die den Erfolg von Sikla ausmachen. Wie haben Sie den Spagat zwischen einer erfolgreichen und empathischen Mitarbeiterführung und der Weiterentwicklung des Unternehmens geschafft?

Sighart Klauß: Wir sind ein Familienunternehmen und wollen es auch bleiben. Mein Lebensmotto ist: Behandle andere so, wie Du selbst gerne behandelt werden möchtest. Diese „Goldene Regel“ ist auch die Grundlage unserer Unternehmensleitlinien, die seit 1980 fast unverändert für den internen und externen Umgang miteinander gelten.

Daraus ist ein Stil der Verlässlichkeit und des Vertrauens entstanden. Ganz aktuell drückt sich das in der weltweiten Coronakrise auch darin aus, dass die Unternehmerfamilie trotz gestiegener Geschäftsrisiken allen Sikla Mitarbeitern weltweit die vollen Monatsbezüge zugesichert hat. Natürlich weiß niemand, wie lange das durchzuhalten ist, aber wir sind der Meinung, dass die gemeinsam erarbeiteten Erträge auch eine Verpflichtung für unternehmerisches Verhalten mit sich bringen. Die Mitarbeiter danken es uns mit Vertrauen, Leistung und Begeisterung.

1985 habe ich die EKS-Strategie (Engpasskonzentrierte Strategie) eingeführt und selbst in vielen Seminaren geschult. Die vier Erfolgsprinzipien sind auf einen ganz kurzen Nenner gebracht:

   1. Durch Spezialisierung zur Spitzenleistung.

   2. Denken Sie vernetzt statt linear.

   3. Setzen Sie beim brennendsten Problem Ihrer Zielgruppe an.

   4. Nutzenmaximierung steht vor Gewinnmaximierung.

Erfolg und Empathie schließen sich also nicht aus. Sie sind ein Schlüssel für die Weiterentwicklung des Unternehmens.

Krisen als Chancen verstehen

Krisen sind auch Chancen oder anders ausgedrückt, Krisen fordern zum Bessermachen heraus. Sie haben in Ihrer Unternehmertätigkeit große Veränderungen in Wirtschaft und Umfeld miterlebt. Gibt es aus Ihrer Sicht ein Erfolgsrezept, wie man aus einer Krise gestärkt hervorgehen kann?

Sighart Klauß: Krisen gehören zum Leben. Sie entstehen manchmal ohne unser Zutun, manchmal sind wir aber auch mitverantwortlich oder verursachen sie sogar. Ich sage das ganz bewusst, weil ich selbst beides erfahren habe. Und
ich habe auch Fehler gemacht. Nach der Aufbauphase in Deutschland ist die Nachfrage auf dem Bausektor innerhalb von 10 Jahren massiv eingebrochen. Das hat natürlich zu Umsatzeinbrüchen geführt. Nachfragesteigerung durch Preissenkungen ist eine Lösung. Ausweitung der Kundenansprache auf andere Zielgruppen eine andere.
Wir haben beides versucht. Die Preissenkungsstrategien haben uns viel Geld gekostet. Das würde ich heute nicht
mehr machen. Der Erfolg hat sich erst wieder eingestellt, als wir konsequent neue Märkte erschlossen haben. Das
erfordert hohe Investitionen, die verdient werden wollen.

Wir haben bereits 1979 Produkte für den Sprinklermarkt entwickelt. Später folgten Produktsysteme für den Schutzraumbau. Das hat die technische Kompetenz im Unternehmen enorm gefördert.

Für den Anlagenbau haben wir das erste geschraubte Halterungssystem Simotec auf den Markt gebracht. Einige Jahre später kam noch das multifunktionale Montagesystem siFramo hinzu.

Systemübersicht

Und so war die lange Krise im Hochbau für uns der Anlass neue Chancen zu suchen. Heute sind wir im Projektbau
genauso zu Hause wie im Industrie- und Anlagenbau, im Schiffbau und auf dem Energiesektor. Überall da, wo Rohre
verlegt werden, sind unsere potenziellen Kunden. Der Ausbau der Landesgesellschaften in Europa und darüber hinaus hat uns weitere Wachstumsmärkte gebracht. Wir sind breit aufgestellt und trotzdem sehr konzentriert unterwegs.
Das macht uns stark.

Sikla als Familienunternehmen

Die internationale Unternehmensgruppe wird heute von Ihren Söhnen Dieter und Reiner geführt, auch die dritte Generation ist bereits im Unternehmen tätig. Was macht Sie besonders stolz, wenn Sie auf Ihr Lebenswerk zurückblicken?

Sighart Klauß: Stolz möchte ich nicht sagen. Ja, ich bin dankbar! Dankbar, dass es den Söhnen gelungen ist, die „Familienkultur“ zu leben und zeitgemäß weiterzuführen. Dankbar bin ich auch für die Geschäftsführer und leitenden Angestellten, die die Strategien umsetzen und so wesentlich zum Gesamterfolg beitragen. Ich bin dankbar, dass bei Sikla – soweit ich Einblick habe – alle Mitarbeiter den Erfolg des Unternehmens wollen und durch ihre Arbeit unterstützen. Und natürlich freue ich mich sehr über die „dritte Generation“. Welcher Firmengründer darf sie schon erleben? Sie hat mein volles Vertrauen. Ich bin mir sicher, dass sie neue Akzente setzen und viel Einfühlungsvermögen und Wertschätzung für die Menschen bei Sikla mitbringen. Zuhören können, Gutes und Bewährtes erhalten, von anderen lernen, neue Wege
wagen – all das gehört zur Führungsverantwortung.

Dieter_und_ReinerFirmeninhaber: Dieter Klauß (links) und Reiner Klauß (rechts)

Letzte Frage, was macht ein Gründerunternehmer im Ruhestand?

Sighart Klauß: Ich beobachte die Entwicklung der Unternehmensgruppe mit viel Wohlwollen und Freude, halte Kontakt zu einigen Sikla Mitarbeitern und arbeite noch an der Zukunftsplanung mit. Und ich habe viel Zeit fürs Reisen mit dem Wohnmobil, fürs Fahrradfahren, Skifahren, Skibergsteigen und nicht zuletzt für das Zusammensein mit meiner lieben Frau.
Wir beide sind eingebunden in unsere große Familie und wir dürfen täglich an deren Leben Anteil nehmen.

Erfahren Sie mehr über Sikla

Patrick Merkt

Geschrieben von Patrick Merkt

Head of Local Marketing & Product Management

patrick.merkt@sikla.com

Kommentare
0